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Rallye Kadett - die Legende lebt:

Der Rallye Kadett war auch eine von meinen Spezial-Storys: ich fuhr damals mit meinem silbernen 50PS B-Coupé durch Bielefeld und dachte an nichts Besonderers als auf einmal das gleiche Auto mit schwarzen Streifen vor mir einbog. Ein echter Rallye - der erste, den ich im Original sah in meinem Leben (zu dem Zeitpunkt war mir das gar nicht so klar). Ich machte dem Fahrer durch Lichthupe deutlich, daß er mal hält. Was er auch tat. Aussteigen tat ein älterer, dicklicher Herr - und seine Frau auf dem Beifahrersitz war genauso (kleines Lächeln an dieser Stelle - ich dachte an durchgesessene Sitze). Ich fragte ihn so einiges über das Auto, was er auch nett beantwortete. Meine letzte Frage war – man kann es sich denken - ob er ihn verkauft. Er meinte, er hätte noch nen alten Mercedes und vielleicht in ein paar Jahren eventuell. Ich gab ihm meine Karte und schrieb seine Adresse auf - und legte sie irgendwo hin.

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2 Jahre später zog ich um, und mit mir meine Pinwand. Dort fand ich die Adresse wieder und rief mitten im Umzugsstress an. Er meldete sich tatsächlich und er sagte, daß er das Auto gerade diese Woche in der Zeitung hätte – Zufall oder Schicksal! Ich fuhr sofort hin und sah ihn mir genauer an. Naja, Original war er - zumindest die Lackierung, ansonsten... 1,2er Motor vom C-Kadett, Auspuff 50 PS vom B-Kadett, durchgesessene Vinyl-Ausstattung mit Fluggurten (nicht zum Aufrollen) und vier durchgescheuerte Reifen für den Winter. Zudem hegte ich Zweifel, ob es denn wirklich ein Echter ist – steht ja nicht in den Papieren und nach den Unoriginalitäten, die ich sah… . Seine Preisvorstellung ließ mich dann allerdings zusammenfahren (oder fast zusammenbrechen): 7.500,- DM!! Ich ließ mir erstmal nichts anmerken und nuschelte irgendwas Unverständliches in meinen damals nicht vorhandenen Bart.

Ich durfte ihn dann aber trotzdem zu genauerer Inspektion mitnehmen – sehr vertrauensselig der Mann. In Uli's Werkstatt stellten wir dann die Mängel zusammen und das waren meist Technische – also nichts Weltbewegendes. Die Frage nach der Originalität konnte mein Meister glücklicherweise positiv beantworten – es gibt ein Merkmal, das normale Kadetten vom Rallye unterscheidet. Es ist ein Detail an der Karosserie, aber sehr klein und hängt mit den Vergasern zusammen.

Kurz und gut, ich fuhr zurück zu dem Mann und legte ihm sämtliche Mängel offen – woraufhin diesmal er zusammenzuckte – ich dramatisierte leicht: die Betriebserlaubnis sei aufgrund des nicht eingetragenen Motors, des zu kleinen Auspuffs – und der C-Kadett Felgen mit zerschlissenen Reifen erloschen. Stimmt ja auch - aber – jetzt log ich – der Wagen sei kein echter Rallye. Alles deutet darauf hin: neue Lackierung im Rallye Design, sämtliche Embleme neu et Voilá ein Rallye.

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Zum guten Schluß riet ich ihm, von seiner Preisvorstellung Abschied zu nehmen und sagte, ich würde noch mal anrufen – falls er sich’s überlegt.
Das tat ich am nächsten Tag – er hatte ja eine Nacht gehabt, um drüber zu Schlafen – und er fragte mich, was ich denn zu geben bereit sei. Ich seufzte mitleidvoll und ließ sämtliche Mängel noch einmal an ihm Revue passieren und wie viel Arbeit das sei – und zum Schluß schlug ich zu: 2000,-. Seine Antwort: 2250 - und du kannst ihn mitnehmen.
Alles klar? Nur nicht Umfallen vor Freude und nix anmerken lassen!

 

Eine richtige Restauration wurde es dann aber nicht, da er ja von außen eine gute Lackierung hatte. Wir entfernten erstmal den Zylinderkopf, da der Wagen überhaupt nicht aus den Pötten kam. Kein Wunder – er war total zugekokt. Nach der Säuberung und dem Einschleifen der Ventile, rannte er wieder wie am ersten Tag – ein sehr drehfreudiger Motor, dem man Einiges zumuten kann.
Ein paar Schweißarbeiten am Unterboden – nichts Tragisches und neue Dämpfer und Reifen und fertig war mein neues Winterauto.
An dieser Stelle werden einige aufschreien, aber das war die Zeit damals – da wurden diese Autos noch gefahren. Für den Sommer hatte ich ja meinen Aero und der war noch etwas wertvoller.
Nach ein paar Jahren stellte ich ihn aber dann doch weg, bevor er gänzlich verkommt – er hatte bei mir einige Schrammen abbekommen, aber glücklicherweise nichts Weltbewegendes: mal ein Felsen auf dem Sparkassenparkplatz, mal eine Frau, die mich seitlich abdrängte, mal eine Leitplanke, mal ein Pfosten. So ganz normale Kleinigkeiten, die man im Winter bei schlechter Sicht und schlechten Straßenverhältnissen so mitnimmt. Seitdem steht er aber gut und trocken und wartet auf seine Wiedererweckung.

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Vorher - nachher.

Alles Weitere folgt...

     
Hagen Hörnlein

66121 Saarbrücken